Institut für Doom-Metal-Qualität

Institut für Doom-Metal-Qualität

Das Institut hatte das Glück, Shores of Null 2015 beim Risen from the Depths of Doom V zusammen mit Hooded Menace, Mourning Beloveth und (den leider total unterbewerteten) Calliophis aus Leipzig zu erleben. Ein großartiger Abend mit vielen schönen Erinnerungen (MB Frank Brennans Sound Check Spruch 'I have balls, big HAIRY balls' wird ewig in Erinnerung bleiben).

Doch zurück zum hier betrachteten Werk 'Beyond The Shores (On Death And Dying)'. Es handelt sich um einen, in der Doom-Historie, schon des öfteren beschritten Weg des Einzel-Song-Albums. Dabei gibt hier tausende Möglichkeiten zu versagen, den Hörer zu langweilen, sich in endlosen Wiederholungen zu verlieren etc. Doch Shores of Null gelingt, was vielen anderen misslang.

Eine wichtige Zutat ist sicher das dicke Gästebuch, welches aufgeschlagen wurde, um den Titel abwechslungsreich zu halten. Unter anderem holte man sich Mikko Kotamäki (Swallow The Sun), Thomas A.G. Jensen (Saturnus), Elisabetta Marchetti (Inno), Martina Lesley McLean (alle im Gesangsbereich tätig). Dazu kommen dann noch Marco Mastrobuono (Hour Of Penance) am Bass, Paolo Campitelli am Piano, Fabio Gabbianelli an der Schießbude und Valentina Gabbianellis Violine.

Frau Gabbianelli darf dann gleich zu Beginn mit wunderbaren, an beste My Dying Bride-Zeiten erinnernde, traurigen Melodien die Stimmung setzen. Nach dem ersten Klargesang wird dann das Tempo zusammen mit StS Mikko Kotamäki auf Gletscher-Niveau gedrückt.

Break und das Tempo zieht merklich an - der geneigte Doom-Aficionado soll ja bei Laune gehalten werden - Einsatz von Davide Straccione (Gesamg/Screams bei Shores of Null). Kurz darauf sind wir beim ersten absoluten Gänsehaut-Moment angekommen. Wenn Davide die Zeilen

Life is at war

Life is at war with us

anstimmt, hören alle zu. Auch der immer geschmackvolle Einsatz der Gitarren soll nicht unerwähnt bleiben (z.B. ~16:00). Es wird nicht geschreddert, sondern gepflegte Melodie-Arbeit geliefert (verantwortet von Gabriele Giaccari und Raffaele Colace).

Weiter geht es zu zum nächsten Klimax (einer von vielen): Das Duett von Davide und Elisabetta! Es ist wieder Zeit den Erpel-Panzer hervorzuholen.

Aber auch die Growls von Mikko oder Thomas sind wunderbar. Der Wechsel zwischen diesen und den cleanen Passagen sorgt mit dafür, hier keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Das Artwork (von Sabrina Caramanico) kann nur als absolut schön und passend zur Musik gelten. Weniger ist manchmal einfach mehr und die Stimmung ist perfekt eingefangen.

Zum Jahresende erwartet man einfach nicht mehr solch großartigen Veröffentlichungen. Da ist, wie man so schön sagt, der Drops schon lange gelutscht.

Der Veröffentlichung wird vom IfDMQ die hohe Qualität bescheinigt.

Vierzehn Jahre sind nun schon vergangen seit The River uns mit 'Drawing Down the Sun' beschenkten.

Sperrig, arhythmisch und doch auch immer wieder sehr Eingängig und im gleichen Zuge vertrackt, sind Beschreibungen, welche einem zu diesem Werk einfallen. Ein Vergleich in Richtung Madder Mortem bietet sich an, indes wird dieser beiden Parteien nicht gerecht. Dieses spezielle musikalische Querdenkertum ist jedoch diesen zwei Kapellen zu eigen. Melodisch und trotzdem nicht immer gleich zu greifen, immer überraschend.

Beide verbindet auch die enorme Präsenz ihrer Front-Frauen. Hier auf dem 2006er Werk von The River ist es noch Vicky Walters. Sie zeichnet sich auch für die düsteren Texte von 'Drawing Down the Sun' verantwortlich.

Im Album-Kontext stehen Gitarre und Bass klar im Hintergrund und bieten der Stimme die Fläche, auf der sie Zeichnen und Arbeiten kann. Oftmals sind die Riffs recht einfach, vielleicht eintönig gehalten. Doch es gibt neben den Wall-of-Sound Konstrukten noch filigrane Passagen in denen der 6-Seiter feinfühlig neben dem zerbrechlichen Gesang arbeitet. Nur der Bass schnarrt dann noch etwas daher ('So Down').

Das Drumming dagegen ist extrem abwechslungsreich und spannend, teils verspielt und absolut als Gegenpol zur Stimme gesetzt. Dabei gilt zu beachten: Gitarre und Drums kommen beide von Christian Leitch (auch bei 40 Watt Sun zusammen mit dem nicht unbekannten Patrick Walker zu finden).

Textlich sind wir hier auf bekannten Doom-Pfaden. Einsamkeit, Verlassen werden, suizidale Gedanken, Angstzustände. Allein die Vortragsart in ihrer enormen Eindringlichkeit und Intensität, und das nicht unbedingt durch Lautstärke. Die Gefühle können so sehr direkt vom geneigten Zuhörer reflektiert werden.

Is it so hard to believe in myself?

I'm just a blur,

My face is blank to the outside world

To avoid being hurt

I only speak when I'm spoken about

So empty I feel,

If I'm to drown I will drown all alone

It's not a big deal

aus Broken Window

Leider gibt es von Vicky Walters zuletzt wenig musikalische Lebenszeichen, 2018 ist das bislang letzte mit der Britischen Folk Kapelle Temperance.

Die Reise, auf die uns The River hier mitnehmen, mag keine einfache sein, aber eine wunderschön deprimierende und verstörende.

Einzig das Cover Artwork mag zwar das Thema gut einfangen, doch hier war noch viel Luft nach oben.

Bandnamen können nur allzu leicht polarisieren. Manchmal vermitteln sie sogar einen falschen ersten Eindruck über das (vermutlich) dahinter liegende Musik (Sub-)Gengre. Bei Fvneral Fvkk ist wohl beides wahrscheinlich. Schreibweise und Name lassen wohl eher auf rohen Black-Metal vermuten. Doch weit gefehlt!

Fvneral Fvkk spielen schönsten klassischen Doom Metal im Geiste von Solitude Aeturnus oder Solstice.

Die Ursprünge des aus Hamburg aufspielenden Quartett finden sich in den Bands Crimson Swan, Ophis und Fäulnis. Die Kleriker halten sich jedoch, so will es ihr Konzept, bedeckt mit exakten Details. So tragen sie hier illustre Namen: Cantor Cinaedicus (Gesang), Vicarius Vespillo (Bass), Frater Flagellum (Schlagzeug), Decanus Obscaenus (Gitarre). Da die Herrschaften auch in Kutte auf der Bühne zur Messe erscheinen, muss man sich den Vergleich mit Ghost gefallen lassen.

Dazu kommt noch das nahezu unangekündigte Auftauchen dieses Doom-Hammers. Einzig die 7'' 'Lecherous Liturgies' von 2017 ließ die Möglichkeiten erahnen.

Carnal Confessions thematisiert dabei die Verfehlungen innerhalb der Kirche und gegen deren Schutzbefohlene. Harter Tobak, da die Texte alle an wahre Geschehnisse angelehnt oder von diesen hergeleitet sind.

And Charlie has already left

To be a shade on his own

And Will already wrote

With lipstick on the walls

aus 'A Shadow in the Dormitory'.

Die Riffs kommen passend und punktgenau aus den Amps, die Drums werden absolut passend dazu bespielt. Eine absolute Wonne, wäre nicht immer der Schatten der Texte über dem Werk der Hamburger. Doch das Konzept geht 100% auf. Es mag nicht den Geschmack aller treffen, vielleicht auch den einen oder anderen verprellen. Doch der 1.000ste Titel über Einsamkeit oder Verlust muss das inhaltlich erst mal stemmen, was Fvneral Fvkk hier abarbeiten. Die Texte stammen aus der Feder Frater Flagellums, natürlich inhaltlich zusammengefasst und überspitzt, wie es in der Kunst oft üblich ist, aber alles hat Hand und Fuß.