Institut für Doom-Metal-Qualität

Institut für Doom-Metal-Qualität

2008 war ein gutes Jahr im Doom. Wir hatten großartige Veröffentlichungen von Mourning Beloveth, Draconian, Daylight Dies und natürlich Saattue. Eine weitere Perle soll nicht in Vergessenheit geraten - entstand sie doch aus der Asche einer anderen Band: Sentenced.

Dieses Juwel des Dark-Rock/Metal gebar 3 Bands: Posenblack um ex-Sänger Ville Laihiala (inzwischen leider auch aufgelöst), Drummer Vesa Ranta trommelte bis 2017 bei The Man-Eating Tree und schlussendlich Sami Lopakka der Kypck (be)gründete.

Zu Sami stießen noch der umtriebige Hiili Hiilesmaa (Drums/Produzent/Mix etc.), J. T. Ylä-Rautio am Bass und E. Seppänen für den Gesang. Letzter sollte mit seiner Kenntnis der Russischen Sprache entscheidend sein dafür, das Konzept Doom und russischen Gesang zu vereinen mit Texten, die sich um thematisch mit dem Land und der Mentalität auseinandersetzen.

Die Kombination aus brachialen Doom-Wänden mit russischen Gesang ist einfach als kongenial zu bezeichnen. Hier treffen zwei Extreme aufeinander, welche dem geneigten Hörer, so er sich darauf einlässt, ein breites und fettes Grinsen ins Gesicht zaubern werden. Zwei Fakten noch vorab: Sami spielt auf einer einer Kalaschnikow nachempfundenen Gitarre (Lapaschnikow) und den Bass (eine alte umgebaute Statocaster) ziert nur eine einzelne Saite (Zyklop).

Nach dem schwermütigen Intro walzt sich Рождество в Мурманске (Christmas in Murmansk) auf uns herab. Die stark verzerrten Gitarren bauen eine enorme Riffwand auf, angedickt vom Bass und den Drums. Dazu kommt der raue Gesang von Erkki Seppänen - es passt alles.

Предатель (Traitor) beginnt ganz ähnlich, geht aber dann in einen ruhigen Teil mit leisen Gitarren über. Der Nächste Ausbruch lässt nicht lange auf sich warten. Die Brachialität und Härte kehren schnell wieder ein und wechseln sich ab.

Das folgende 1917 zeigt ein gutes Gespür für gute Melodien und tolle Riffs. Der Gesang wechselt von melancholisch zu druckvollerem Gesang.

Чёрная дыра (The Black Hole), Чёрная дыра (The Black Hole), Сталинград (Stalingrad), Не прости (Do Not Forgive), Очередные (The Usual), Один день из жизни Егора Кузнецова (One Day in the Life of Yegor Kuznetzov) and Демон (Demon) ändern hier im Grunde nicht viel. Müssen sie auch nicht. Das Tempo variiert etwas, aber bleibt immer bleischwer und monolithisch . Gesang und Riffs bilden das unbeugsame Rück­grat des Albums.

Bei derartig guter Musik fällt es leichter den Verlust von Sentenced zu verkraften.

Für das Artwork der CD zeigt sich niemand anders als der alte Sentenced Drummer Vesa Ranta verantwortlich. Dieser hat inzwischen eine Menge großartiger Cover und Artworks gestaltet und auch Musikvideos produziert. Mehr Infos kann man hier finden: Vesa Ranta Homepage

Es passiert leider immer wieder, dass Bands unter dem Radar fliegen, die einen viel größeren Bekanntheitsgrad verdient hätten. Das mag zu Teil an der hier gespielten Musikrichtung liegen, welche auch im Metal eher eine kleine aber feine Nische darstellt.

Die Riff-Walzen, mit denen Mourning Beloveth hier über den geneigten Doom-Freund hinwegspülen, sind gleichsam monumental wie brachial.

Das alles wird mit simpel klingenden Riff-Kompositionen erzielt, die das Ohr packen und nicht wieder loslassen, bis man die ganze Reise durch 55:54 Minuten Leiden und Trostlosigkeit durchlebt hat.

Vergessen ist die Sonne draußen, vergessen, welche Jahreszeit herrscht, wenn man sich diesem Meisterwerk hingibt. Vergessen ist jegliche sonnige Stimmung: Schließt die Vorhänge und macht die Zimmer zu einem dunklen und einsamen Ort, so dass man diese Pille seelenzermalmender Musik schlucken kann.

'The Sickness' wird von einfach klingenden Gitarren eingeleitet, nur um dann von Darren Moore die Trauer direkt in das Herz gebrannt zu bekommen mit einem faustgroßen Brenneisen. Sein Gesang wird wieder von der klaren Stimme Franks 'I have big Balls' Brennan unterbrochen, um auch den letzten Rest Freude oder Sonne aus dem Herz zu pressen. Diese Kombination aus den einfach gehaltenen brachial-Riffstrukturen und dem Stimm-Doppelhammer ist es was Mourning Beloveth ausmacht.

Manche Hörer mögen es für Stillstand halten, Mourning Beloveth ändern auch auf diesem Album nicht dieses grundlegende Rezept. Es könnte gesagt werden, dass all die Arbeit keine großen Schritte nach vorne zeigt - jedoch sie liefern, dass ab, was sie am besten können - überschweren Doom / Death aus Irland.

Die Gestaltung des Albums unterstützt auch hier wieder die Musik perfekt mit einem in s/w gehaltenen Bildnis von Gebeinen.

Der Veröffentlichung wird vom IfDMQ die hohe Qualität bescheinigt.