Barren Earth begann seine Existenz Jahre 2007, in welchem Olli-Pekka Laine Musik erschuf, die nicht so recht in seine vielen anderen Projekte hineinpassen wollte (u.a. Amorphis und Mannhai).
Es musste allerdings erst das Jahr 2008 gezählt werden, um Barren Earth zu echter Band-Existenz zu bringen.
Dazu scharte Olli-Pekka eine illustre Schar von Musikern um sich: Marko Tarvonen (u.a. Moonsorrow und October Falls) am Schlagzeug, den Moonsorrow-Live Gitarristen Janne Perttilä, unterstützt an der anderen Gitarre von Sami Yli-Sirniö (u.a. Kreator und Waltari). Weiter kamen noch hinzu Keyborder Kasper Mårtenson (u.a. ex-Amorphis und ex-Mannhai) und Sänger Mikko Kotamäki (u.a. Swallow the Sun) ‒ beide sind inzwischen nicht mehr Teil von Barren Earth.
Doch den Verlust von Mikko Kotamäki, begründet in sich überschneidende Verpflichtungen, kann man im Nachhinein nur als absoluten Gewinn für die Band sehen. Mit Jón Aldará (Hamferð, Gast auf Clouds Doliu) als neuem Sänger, der bereits seit dem 2015er Werk On Lonely Towers Teil von Barren Earth ist, konnte ein absolutes Alleinstellungsmerkmal zu den schon vorhandenen Qualitäten hinzugefügt werden. Seine Stimme ist gleichsam erhaben, schwer von Emotion und Ausdruck. Allerdings ist er auch absolut in der Lage, tiefsten gutturalen Death-Rasp von sich zu geben. Diese Variabilität zeichnet ihn schon bei Hamferð enorm aus und erreicht hier zusammen mit der Musik ihren Zenit.
Als Einflüsse des Werkes sind alle Bands der jeweiligen Mitstreiter herauszuhören, dazu kommt noch eine Priese 70er-Jahre-Prog und auf dieser Veröffentlichung eine (manchmal auch nur im Hintergrund) mitschwingende Melancholie. Es finden sich Keybord-Flächen und Gitarren-Teile die auch Kapellen aus den 1970er gut zu Gesicht gestanden hätten.
Gleich am Beginn der Platte (The Living Fortress) unverzüglich nach dem gesprochenen 'A Complex of Cages' machen die Musiker klar, das sie schon lange im Geschäft unterwegs sind. Doch dieser komplexe Teil wird sofort wunderbar aufgebrochen von Jóns unglaublich weichem Gesang mit einem genial arrangierten zweistimmigen Gesang als Konterpunkt.
Das funktioniert auch in The Ruby, hier zischen Klargesang und Growls, als Gegensatz. Was sich hier im Text als schwer praktikabel anhört wird mit Leichtigkeit gemeistert.
Es folgen immer wieder Wechsel vom Klargesang in Death-Growls, schnellere und ruhigere Musik-Sektionen. Damit halten Barren Earth den Spannungsbogen immer gut gespannt und der Hörer hat keine Möglichkeit sich zu langweilen. Es ist eher so, dass man sich in einer Sektion gern verlieren möchte, nur um kurz darauf einen neuen Teil zu hören, der gleichsam gefällt.
Es gleicht einem Buch, in dem der Autor die Spannung immer weiter aufbaut, in dem er wichtige Ereignisse in ein späteres Kapitel verlegt, unterbrochen von einem anderen Handlungsstrang. Nur ist man am Ende des zweiten Strangs so weit, auch von diesem den Weitergang zu erfahren. Doch der gnadenlose 'Schreiberling' setzt einem die Fortsetzung des ersten Stranges vor...
Ein weiteres Stilmittel, das leider viel zu selten eingesetzt wird, findet auf A Complex of Cages immer wieder Einsatz: Stereo-Effekte. Gitarren, die einmal nur von rechts kommen, um von einer zweiten Gitarre von Links ergänzt zu werden während die rechte schweigt. Dann Keyboards aus der 'Mitte' und beide Gitarren setzen gleichzeitig ein, um eine Sound-Wand zu erzeugen.
Das Glanzstück des Albums aber stellt Withdrawal am Ende dar.
Hier zeigt sich das ganze Können der Band. Mit delikaten Drum-Teilen, stimmlich delikaten Gesang und feinen Keybord-Stücken, nur um in einem fulminanten Refrain zu kumulieren.
Down bound from honest misery
Who could settle for tears alone
No fire, no frost, no flesh to distract
From a light so mindless
Das Artwork von Adam Burke passt wunderbar ins lyrische Thema und ist ein weiter Höhepunkt seines Schaffens (neben Covern für Spellcaster, Kaleidobolt oder Hooded Menace).
Der Veröffentlichung wird vom IfDMQ die hohe Qualität bescheinigt.