Institut für Doom-Metal-Qualität

Institut für Doom-Metal-Qualität

Betrachtet man Deutschlands Doom-Metal-Atlas leuchten die Punkte hier nicht so hell wie anderswo.

Die Qualität ist da, findet aber leider weniger Beachtung. Ob das B.S.T. oder Ophis aus Hamburg sind, Calliophis aus Leipzig oder Décembre Noir aus Erfurt. Ein Name sollte in dieser kleinen und feinen Liste aber immer weit oben genannt werden: Ahab.

Die Mannschaft um Daniel Droste spielt mit das Feinste in Sachen Funeral-Doom-Metal, oder wie Ahab es selbst gern bezeichnen: Nautik-Doom-Metal.

Thematische ist jedes Album dem Meer gewidmet. Inspiration und Grundgerüst stellen hier unter anderem Herman Melvilles Roman Moby-Dick, Nathaniel Philbrick Im Herzen der See: Die letzte Fahrt des Walfängers Essex, Owen Chase Der Untergang der Essex oder für das 2015er Werk The Boats of the Glen Carrig das gleichnamige Buch von William Hope Hodgson.

The Giant nimmt Edgar Allan Poes einzigen Roman Der Bericht des Arthur Gordon Pym als Ausgang.

Das Album glänzt mit einem Artwork, dass einfach als meisterhaft zu bezeichnen ist. Künstler Sebastian Jerke hat hier den perfekten Begleiter zur Geschichte geschaffen. Sein Werk zu The Boats of the Glen Carrig mag oppulenter sein, aber die einfacher gehaltene Arbeit hat eine größere Intensität. So kreierte er zu jedem Titel ein passendes Werk.

Leider hat die CD hier einen Vorteil: Die Booklet-Doppelseiten verbinden thematisch die Songs mit dem Artwork, auf Vinyl ist es alles zusammen im Gatefold. Allerdings hat das schwarze Gold bei Forder- und Rückseite den Vorteil der Größe.

Am Beginn der Reise steht Further South. Schwelgerische, leichte Klänge zusammen mit den ersten Klargesangspassagen von Daniel Droste. Doch der Klabautermann wartet nur um die Ecke: Kurz nach den ersten Zeilen betritt man gewohntes Territorium. Gitarrenwalzen begleitet von Tiefgesang, der aus den untersten und dunkelsten Meeresebenen kommt.

Dem kurzen geisterhaften Beginn von Aeons Elapse folgen Passagen, in denen man die Verzweiflung des Protagonisten wunderbar aufgezeigt wird. Hier ist die gesangliche Varianz sprichwörtlich das Salz in der Suppe. Die Beilage bilden hier die Gitarren, die passend oder als Kontrapunkt zur Stimmung arbeiten.

Im rockig-melancholischer Verkleidung kommt Deliverance daher, doch man sollte sich nicht davon täuschen lassen. Es geht hinab in die Tiefen des Abys­sals. Doch diese rockigen Klänge tauchen immer wieder auf und stehen dem Song gut zu Gesicht.

In Antarctica bewegt sich der Ahabsche Gletscher wieder in gewohnter Manier über den Hörer hinweg. Ohne Zweifel wartet hier nun die schönste Gesangspassage des Albums:

She is so ragged and broken

Yet shatteringly adorable

Many words have been spoken

Her ways purely impassable

Fathoms Deep Below und The Giant setzen die Reise in gewohnter weise fort.

Den Abschlusspunkt setzt Time's like Molten Lead, extrem verlangsamt.

The Giant mag vielleicht nicht mehr den extremen Druck von Divinity of Oceans oder The Call of the Wretched Sea haben, ist aber extrem abwechslungs- und wandlungsreich. Die Atmosphäre wird durch die Klargesangsteile und ruhigeren Passagen eher verstärkt und unterstrichen als gemindert.