Institut für Doom-Metal-Qualität

Institut für Doom-Metal-Qualität

Der Name Patrick Walker sollte jedem nur halbwegs an Doom-begeisterten geläufig sein. Er schuf mit Warnings 2006er Werk 'Watching from a Distance' ein wahres Monster an Traurigkeit und Melancholie.

Wie auch Messiah Marcolin von Candlemass ist Patrick Walker eine Gesangsstimme zu eigen, welche man entweder von der ersten Sekunde mag, nein liebt, oder sie einem nichts gibt und man sich lieber anderen Dingen zuwendet - zu stark sind Musik und Stimme hier verbunden.

Dabei ist es nicht nur die Stimme an sich, welche Geschmacklich so speziell anmutet, auch die Intonation und der hörbare Schmerz mit dem die 5 Stücke vorgetragen werden, ist speziell und schwer in Worte zu fassen. Es klingt mache Minute, als ob er kurz vor einem Zusammenbruch steht, nur um sich dann doch noch für einen weiteren Vers lang zu erheben.

Inhaltlich dreht sich auf 'Watching from a Distance' alles um recht typische Musikalische Themen wie Verlust oder Bewältigung einer vergangenen Beziehung. Doch die Schwere mit welcher dies alles dargeboten wird, kann einen an einem guten Tag die Sonne verdunkeln. Von schlechten Tagen ganz zu schweigen.

Man mag förmlich in den Lautsprecher hineinkriechen und dem Protagonisten seine Unterstützung zusichern, dass alles wieder besser wird und das Leben schon irgendwie weiter gehen wird. Selbst ohne Musik und Gesang wohnt den Texten eine gewisse Kraft inne.

Doch wirft man all diese Einzelteile zusammen, entsteht zurecht ein als Klassiker des Genre angesehene Veröffentlichung.

Das Gatefold steht dem ganzen optisch nicht nach. Es ist aus eine der Illustrationen aus "Tales of Terror", einem Buch aus der Reihe "The Enchanted World".

Das Institut hatte das Glück, Shores of Null 2015 beim Risen from the Depths of Doom V zusammen mit Hooded Menace, Mourning Beloveth und (den leider total unterbewerteten) Calliophis aus Leipzig zu erleben. Ein großartiger Abend mit vielen schönen Erinnerungen (MB Frank Brennans Sound Check Spruch 'I have balls, big HAIRY balls' wird ewig in Erinnerung bleiben).

Doch zurück zum hier betrachteten Werk 'Beyond The Shores (On Death And Dying)'. Es handelt sich um einen, in der Doom-Historie, schon des öfteren beschritten Weg des Einzel-Song-Albums. Dabei gibt hier tausende Möglichkeiten zu versagen, den Hörer zu langweilen, sich in endlosen Wiederholungen zu verlieren etc. Doch Shores of Null gelingt, was vielen anderen misslang.

Eine wichtige Zutat ist sicher das dicke Gästebuch, welches aufgeschlagen wurde, um den Titel abwechslungsreich zu halten. Unter anderem holte man sich Mikko Kotamäki (Swallow The Sun), Thomas A.G. Jensen (Saturnus), Elisabetta Marchetti (Inno), Martina Lesley McLean (alle im Gesangsbereich tätig). Dazu kommen dann noch Marco Mastrobuono (Hour Of Penance) am Bass, Paolo Campitelli am Piano, Fabio Gabbianelli an der Schießbude und Valentina Gabbianellis Violine.

Frau Gabbianelli darf dann gleich zu Beginn mit wunderbaren, an beste My Dying Bride-Zeiten erinnernde, traurigen Melodien die Stimmung setzen. Nach dem ersten Klargesang wird dann das Tempo zusammen mit StS Mikko Kotamäki auf Gletscher-Niveau gedrückt.

Break und das Tempo zieht merklich an - der geneigte Doom-Aficionado soll ja bei Laune gehalten werden - Einsatz von Davide Straccione (Gesamg/Screams bei Shores of Null). Kurz darauf sind wir beim ersten absoluten Gänsehaut-Moment angekommen. Wenn Davide die Zeilen

Life is at war

Life is at war with us

anstimmt, hören alle zu. Auch der immer geschmackvolle Einsatz der Gitarren soll nicht unerwähnt bleiben (z.B. ~16:00). Es wird nicht geschreddert, sondern gepflegte Melodie-Arbeit geliefert (verantwortet von Gabriele Giaccari und Raffaele Colace).

Weiter geht es zu zum nächsten Klimax (einer von vielen): Das Duett von Davide und Elisabetta! Es ist wieder Zeit den Erpel-Panzer hervorzuholen.

Aber auch die Growls von Mikko oder Thomas sind wunderbar. Der Wechsel zwischen diesen und den cleanen Passagen sorgt mit dafür, hier keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Das Artwork (von Sabrina Caramanico) kann nur als absolut schön und passend zur Musik gelten. Weniger ist manchmal einfach mehr und die Stimmung ist perfekt eingefangen.

Zum Jahresende erwartet man einfach nicht mehr solch großartigen Veröffentlichungen. Da ist, wie man so schön sagt, der Drops schon lange gelutscht.

Der Veröffentlichung wird vom IfDMQ die hohe Qualität bescheinigt.

Vierzehn Jahre sind nun schon vergangen seit The River uns mit 'Drawing Down the Sun' beschenkten.

Sperrig, arhythmisch und doch auch immer wieder sehr Eingängig und im gleichen Zuge vertrackt, sind Beschreibungen, welche einem zu diesem Werk einfallen. Ein Vergleich in Richtung Madder Mortem bietet sich an, indes wird dieser beiden Parteien nicht gerecht. Dieses spezielle musikalische Querdenkertum ist jedoch diesen zwei Kapellen zu eigen. Melodisch und trotzdem nicht immer gleich zu greifen, immer überraschend.

Beide verbindet auch die enorme Präsenz ihrer Front-Frauen. Hier auf dem 2006er Werk von The River ist es noch Vicky Walters. Sie zeichnet sich auch für die düsteren Texte von 'Drawing Down the Sun' verantwortlich.

Im Album-Kontext stehen Gitarre und Bass klar im Hintergrund und bieten der Stimme die Fläche, auf der sie Zeichnen und Arbeiten kann. Oftmals sind die Riffs recht einfach, vielleicht eintönig gehalten. Doch es gibt neben den Wall-of-Sound Konstrukten noch filigrane Passagen in denen der 6-Seiter feinfühlig neben dem zerbrechlichen Gesang arbeitet. Nur der Bass schnarrt dann noch etwas daher ('So Down').

Das Drumming dagegen ist extrem abwechslungsreich und spannend, teils verspielt und absolut als Gegenpol zur Stimme gesetzt. Dabei gilt zu beachten: Gitarre und Drums kommen beide von Christian Leitch (auch bei 40 Watt Sun zusammen mit dem nicht unbekannten Patrick Walker zu finden).

Textlich sind wir hier auf bekannten Doom-Pfaden. Einsamkeit, Verlassen werden, suizidale Gedanken, Angstzustände. Allein die Vortragsart in ihrer enormen Eindringlichkeit und Intensität, und das nicht unbedingt durch Lautstärke. Die Gefühle können so sehr direkt vom geneigten Zuhörer reflektiert werden.

Is it so hard to believe in myself?

I'm just a blur,

My face is blank to the outside world

To avoid being hurt

I only speak when I'm spoken about

So empty I feel,

If I'm to drown I will drown all alone

It's not a big deal

aus Broken Window

Leider gibt es von Vicky Walters zuletzt wenig musikalische Lebenszeichen, 2018 ist das bislang letzte mit der Britischen Folk Kapelle Temperance.

Die Reise, auf die uns The River hier mitnehmen, mag keine einfache sein, aber eine wunderschön deprimierende und verstörende.

Einzig das Cover Artwork mag zwar das Thema gut einfangen, doch hier war noch viel Luft nach oben.

Bandnamen können nur allzu leicht polarisieren. Manchmal vermitteln sie sogar einen falschen ersten Eindruck über das (vermutlich) dahinter liegende Musik (Sub-)Gengre. Bei Fvneral Fvkk ist wohl beides wahrscheinlich. Schreibweise und Name lassen wohl eher auf rohen Black-Metal vermuten. Doch weit gefehlt!

Fvneral Fvkk spielen schönsten klassischen Doom Metal im Geiste von Solitude Aeturnus oder Solstice.

Die Ursprünge des aus Hamburg aufspielenden Quartett finden sich in den Bands Crimson Swan, Ophis und Fäulnis. Die Kleriker halten sich jedoch, so will es ihr Konzept, bedeckt mit exakten Details. So tragen sie hier illustre Namen: Cantor Cinaedicus (Gesang), Vicarius Vespillo (Bass), Frater Flagellum (Schlagzeug), Decanus Obscaenus (Gitarre). Da die Herrschaften auch in Kutte auf der Bühne zur Messe erscheinen, muss man sich den Vergleich mit Ghost gefallen lassen.

Dazu kommt noch das nahezu unangekündigte Auftauchen dieses Doom-Hammers. Einzig die 7'' 'Lecherous Liturgies' von 2017 ließ die Möglichkeiten erahnen.

Carnal Confessions thematisiert dabei die Verfehlungen innerhalb der Kirche und gegen deren Schutzbefohlene. Harter Tobak, da die Texte alle an wahre Geschehnisse angelehnt oder von diesen hergeleitet sind.

And Charlie has already left

To be a shade on his own

And Will already wrote

With lipstick on the walls

aus 'A Shadow in the Dormitory'.

Die Riffs kommen passend und punktgenau aus den Amps, die Drums werden absolut passend dazu bespielt. Eine absolute Wonne, wäre nicht immer der Schatten der Texte über dem Werk der Hamburger. Doch das Konzept geht 100% auf. Es mag nicht den Geschmack aller treffen, vielleicht auch den einen oder anderen verprellen. Doch der 1.000ste Titel über Einsamkeit oder Verlust muss das inhaltlich erst mal stemmen, was Fvneral Fvkk hier abarbeiten. Die Texte stammen aus der Feder Frater Flagellums, natürlich inhaltlich zusammengefasst und überspitzt, wie es in der Kunst oft üblich ist, aber alles hat Hand und Fuß.

Färöer ist eine Inselgruppe, gelegen im Nordatlantik zwischen den Britischen Inseln, Norwegen und Island. Gerade einmal etwas über 51.000 Einwohner bei 1.395,74 km² Fläche verzeichnen die Inseln. Damit scheint die Wahrscheinlichkeit für extremere Musikstile und dann auch noch in superber Qualität wohl eher gering.

Dem ist jedoch nicht so. Neben den Finnen beweisen die Färinger, dass Metal jeglicher Couleur in Abgeschiedenheit besonders gut gedeiht. Hamferð um den charismatischen Jón Aldará, beweisen dies hier sehr eindrucksvoll.

Eingesungen in der Landessprache, mag es zu Beginn noch etwas Fremd wirken. Doch die eindringlich vorgetragenen Stücke schließt man sehr schnell in sein dunkles Herz.

Es mag nach Lobhudelei klingen, aber ohne Jón Aldará wäre dies alles 'nur' richtig guter Death/Doom. Er hebt mit seinem Klargesang und dem tiefen gutturalen Lauten das Werk auf einen Podest weit über anderen.

Wem die fremde Sprache doch nicht so recht gefallen mag, dem sei Barren Earths 'A Complex of Cages' wärmstens empfohlen. Hier in Englisch eingesungen und vom IfDMQ für brillant befunden.

'Támsins likam' lebt vom Wechselbad der Gefühle und Stimmungen, welche in großen Maße vom Gesang heraufbeschworen werden. Ganz gleich, ob es fragile Momente sind (beispielsweise der Beginn von Vápn í anda) oder der Wahnsinn fast Black-Metal-artige Auswüchse zeigt (Hon syndrast). Doch damit würde den übrigen Musikern unrecht getan werden. So lebt z.B. Stygd vom extrem akzentuierten Drumming von Remi Kofoed Johannesen. Exakt auf den Punkt: Ob er perfekt über alle Toms rollt oder mit schönen kleinen Fills das Stück prägt und in Tiefe ergänzt.

Das Gitarren-Duo bestehend John Áki Egholm und Theodor Kapnas kann mit der groben Kelle arbeiten, wie auch filigran, leise und Feinsinnig oder auch mit der Präzision eines Skalpells. So schaffen sie es die perfekte Stimmung für die Texte zu schaffen. Viele der Hörer mögen diese nicht verstehen, doch die Lautmalerei schafft es hier auf einzigartige Weise die passenden Bilder in den Kopf zu zeichnen.

Das Artwork kann man als absolut gelungen bezeichnen.

Der Veröffentlichung wird vom IfDMQ die hohe Qualität bescheinigt.

Wie viele sicher wissen, verlor der Swallow the Sun-Gitarrist Juha Raivio seine Freundin Aleah Liane Stanbridge im Jahr 2016 an den Krebs.

Die nach ihrem frühen Tod veröffentlichte Langrille unter dem Moniker Trees of Eternity, entstanden mit Juha, ist ein wunderschönes Werk voll stiller Schönheit und Melancholie. Hier wäre sicher noch einiges möglich gewesen, doch es sollte leider nicht sein.

Lumina Aurea ist nicht das einzige Stück Musik, über welches Juha Raivio versucht den großen Verlust zu verarbeiten. Es gibt auch noch Hallatar, welches Juha mit dem Amorphis-Sänger Tomi Joutsen und dem ehemaligen HIM-Schlagzeuger Gas Lipstick betreibt.

Lumina Aurea klingt wie eine Totenmesse zu diesem schweren Thema. Es ist ein einzelner 13 Min.+ Titel, der es dem Hörer nicht einfach macht. Vorgetragen wir er hier von Marco Benevento, Sänger der Kapelle The Foreshadowing. Er übernimmt den ausschließlich gesprochenen lateinischen Text.

Was am Ende bleibt, ist ein extrem flächiges, von Choralem Gesang und dem Vortrag Marco Benevento getragenes Stück, das den Hörer aber nicht fesseln kann. Es fehlen jegliche Ausbrüche oder herausragende musikalische oder gesangliche Ideen irgendeiner Art. Nach ca. 10 Minuten wird es etwas, und wirklich nur etwas, lauter. Das ganze steht in extremen Kontrast zum restlichen Swallow the Sun Werk und wird wirklich nur eingefleischten Doom-Aficionados gefallen. Warum es unter dem Banner von Swallow the Sun und als Single ausgekoppelt wurde, ist berechtigte Frage.

Die B-Seite enthält den Titel ohne Gesang.

Einzig über das Artwork lässt sich nicht streiten. Dieses ist absolut passend und sehr gelungen gearbeitet von Līga Kļaviņa.

Khemmis tauchten mit Absolution plötzlich und nahezu unerwartet im Doom-Universum auf. Eine bereits 2013 veröffentlichte EP erhielt leider nicht die große Aufmerksamkeit. Für die erste LP fanden die Mitstreiter um Ben Hutcherson (Gesang, Gitarre) und Phil Pendergast (Gesang, Gitarre) beim Label 20BuckSpin eine Heimat (mit der richtigen Passion dahinter).

Diese veröffentlichten die ersten beiden Langrillen der US-Amerikaner in sehr schönen Versionen (mit Slipmats, Pins etc.). Inzwischen sind sie beim Deutschen Urgestein Nuclear Blast untergekommen.

Was nach den ersten Riffs und Gesangslinien sofort auffällt, ist die extreme epische Breite der Lieder. Auch der gesamte Ton klingt anders als er sonst im epischen Doom zu hören ist. NWOADM heißt unser Zauberwort dazu. Gleichauf mit Pallbearer oder Spirit Adrift.

Der Gitarrenton auf Absolution hat eine enorme Eindringlichkeit, ohne dem Hörer auf die Nerven zu gehen. Beim Gesang wird zwischen epischen, klaren Passagen und rauerem Gesang gewechselt, je nach Bedarf für den jeweiligen Song.

'Ash, Cinder, Smoke' - die Nummer 2 auf der Platte - bietet all das in Reinform. Extrem epische Riffs, nur kurz unterbrochen vom Klargesang von Phil Pendergast, und sirrende Leads. Dazu immer als Kontrapunkt die Shouts von Ben Hutcherson. So fesselt man den Doom-Nerd.

Leider werden die Drummer oft nicht gewürdigt, tragen sie doch essentiell zur Grundfeste der Stücke bei. Zach Coleman findet immer den perfekten Groove, den passenden Akzent - der Drum-Sound ist auch extrem gelungen. Genug im Vordergrund um hörbar zu sein (es wäre schade, wenn diese gute Arbeit im Gitarren-Sumpf verschwinden würde) aber nie zu Laut um anderes zu überdecken.

'Antediluvian' enthält eines dieser Licks, bei dem Live die Köpfe nicht anders können als Mitzugehen. Danach wechseln sich Ben und Phil beim Gesang in einer extrem epischen Passage ab:

Beneath the tides, there is nothing left of us

See our bodies glide

Beneath the waves, our cities become our graves

Feel our souls divide

Bring us the floods, wash us from this earth

Succumb to the tide

'Burden of Sin' kommt etwas aggressiver vom Riffing und Gesang daher, verfeinert die bekannte Formel noch mit geschmackvollen Solo-Einlagen. Durch die etwas forschere Gangart kann der Klargesang hier besonders hervorstechen.

Der letzte Titel komme anfangs ruhig mit akustischen Gitarren, doch die Wall-of-Doom wartet nur ein Riff entfernt. Hier zieht Phil noch einmal alle Register beim Gesang, an einzelnen Stellen geschmackvoll untermalt von kurzen Shouts.

Das Cover-Artwork ist passend zum großartigen Album einfach perfekt. Sam Turner hat hier die Essenz eingefangen und perfekt mit den "Klischees" verbunden. Er ist inzwischen quasi der Haus-Grafiker von Khemmis. Doch nicht nur auf dem Platten-Cover trifft man ihn, nein auch eine Merch-Stücke der Band tragen seine gelungene Arbeit.

Doom mag hier und da einem Gletscher gleich kommen und manchmal auch so unbewegt in seiner Entwicklung sein, doch die hier betrachtete Langrille inkorporiert Einflüsse aus verschiedensten Musikrichtungen zu immer wieder erstaunlichen Hörgenüssen. Widmen wir uns heute den Doomstern Messa aus Italien.

Die musikalische Leckerei die uns Messa hier zusammengebraut hat, setzt sich aus verschiedenen, schon allein, sehr guten Zutaten zusammen: Der etherale Gesang von Sara, die Walls-of-Doom von Alberto und Mark, welche sich an keine festen Grenzen halten. Egal ob Drone, Ambient oder Jazz-Einflüsse - alles ist erlaubt und erzeugt so den einzigartigen Klang von Belfry.

Der Wechsel zischen fast ambientartigen Passagen und lauten Teilen mit drückenden Gitarren und harscherem Gesang kommt dabei nicht gewollt oder unbeholfen daher. Ein Ausbruch mag hier und da vorhersehbar sein, ist aber immer dem Song untergeordnet. An mancher Stelle fallen Messa fast bis in den Bereich des Drone herunter. Doch immer ist ein Groove oder eine tragende Melodie (egal, ob nun Gesang oder Gitarre) hörbar.

Bestes Beispiel für dieses Amalgam ist Hour of the Wolf.

I believe them to be demons

They engulfed my soul

I believe to be demons

These demons conquered by world

I came back to the cliffs

They were obscure and noisy

A dead boy was lying on the ground

Jazzigere Klänge sind in Blood zu vernehmen. Hier gibt es Passagen mit Saxophon und Bläsern, eine sehr gelungene Abwechslung zu den eingelaufenen Pfaden des Doom. Es lohnt sich sehr, sich auf diese Experimente einzulassen.

New Horns ist hier viel mehr greadeaus. Es rumpelt schön los und lässt sich auch von Sarahs Gesang nicht ganz aufhalten.

Belfry in seiner Ruhe, Aggression und Verzweiflung ist ein Juwel, selten gefunden und eröffnet dem geneigten Hörer alle Facetten erst nach einigen Durchläufen. Das ist aber kein Nachteil, sondern zeigt die Qualität des Albums auf. Man darf gespannt sein was Messa noch zu bieten haben.

Das Cover zeigt den alten Kirchturm im Reschensee der Gemeinde Graun und hat eine unschöne Geschichte aus der NS-Zeit zur Ursache. Die Verlorenheit des aus dem See herausragenden Turms im s/w-Stil passt ganz ausgezeichnet zum Album.


Auf einer Exkursion ins Leipziger IlsesErika konnte sich das IfDMQ von den Live-Qualitäten der Band überzeugen. Es war ein beeindruckendes Erlebnis, die Musik auch live so mächtig und fragil zu erleben und festzustellen, was für nette Menschen hinter dieser Musik stehen. Danke noch mal an Mark für das lange und interessante Gespräch.

2008 war ein gutes Jahr im Doom. Wir hatten großartige Veröffentlichungen von Mourning Beloveth, Draconian, Daylight Dies und natürlich Saattue. Eine weitere Perle soll nicht in Vergessenheit geraten - entstand sie doch aus der Asche einer anderen Band: Sentenced.

Dieses Juwel des Dark-Rock/Metal gebar 3 Bands: Posenblack um ex-Sänger Ville Laihiala (inzwischen leider auch aufgelöst), Drummer Vesa Ranta trommelte bis 2017 bei The Man-Eating Tree und schlussendlich Sami Lopakka der Kypck (be)gründete.

Zu Sami stießen noch der umtriebige Hiili Hiilesmaa (Drums/Produzent/Mix etc.), J. T. Ylä-Rautio am Bass und E. Seppänen für den Gesang. Letzter sollte mit seiner Kenntnis der Russischen Sprache entscheidend sein dafür, das Konzept Doom und russischen Gesang zu vereinen mit Texten, die sich um thematisch mit dem Land und der Mentalität auseinandersetzen.

Die Kombination aus brachialen Doom-Wänden mit russischen Gesang ist einfach als kongenial zu bezeichnen. Hier treffen zwei Extreme aufeinander, welche dem geneigten Hörer, so er sich darauf einlässt, ein breites und fettes Grinsen ins Gesicht zaubern werden. Zwei Fakten noch vorab: Sami spielt auf einer einer Kalaschnikow nachempfundenen Gitarre (Lapaschnikow) und den Bass (eine alte umgebaute Statocaster) ziert nur eine einzelne Saite (Zyklop).

Nach dem schwermütigen Intro walzt sich Рождество в Мурманске (Christmas in Murmansk) auf uns herab. Die stark verzerrten Gitarren bauen eine enorme Riffwand auf, angedickt vom Bass und den Drums. Dazu kommt der raue Gesang von Erkki Seppänen - es passt alles.

Предатель (Traitor) beginnt ganz ähnlich, geht aber dann in einen ruhigen Teil mit leisen Gitarren über. Der Nächste Ausbruch lässt nicht lange auf sich warten. Die Brachialität und Härte kehren schnell wieder ein und wechseln sich ab.

Das folgende 1917 zeigt ein gutes Gespür für gute Melodien und tolle Riffs. Der Gesang wechselt von melancholisch zu druckvollerem Gesang.

Чёрная дыра (The Black Hole), Чёрная дыра (The Black Hole), Сталинград (Stalingrad), Не прости (Do Not Forgive), Очередные (The Usual), Один день из жизни Егора Кузнецова (One Day in the Life of Yegor Kuznetzov) and Демон (Demon) ändern hier im Grunde nicht viel. Müssen sie auch nicht. Das Tempo variiert etwas, aber bleibt immer bleischwer und monolithisch . Gesang und Riffs bilden das unbeugsame Rück­grat des Albums.

Bei derartig guter Musik fällt es leichter den Verlust von Sentenced zu verkraften.

Für das Artwork der CD zeigt sich niemand anders als der alte Sentenced Drummer Vesa Ranta verantwortlich. Dieser hat inzwischen eine Menge großartiger Cover und Artworks gestaltet und auch Musikvideos produziert. Mehr Infos kann man hier finden: Vesa Ranta Homepage

Manchmal stolpert man beim durchwühlen seiner CD-Sammlung über verborgene Schätze. Vielleicht hatte man damals nicht die richtige Stimmung, den rechten Zugang zum Werk zu finden. Oder man hat es (leider) einfach vergessen. Oder, oder... Egal. Den Staub entfernt und nun kann man genießen.

Departure von Forest of Shadows ist einem solchen Missgeschick zum Opfer gefallen. Die Veröffentlichung einer neuen Langrille veranlasste uns hier, noch mal im Archiv zu graben. Hervor tritt ein unwahrscheinlich schöner, aber sterbender Schwan. Dieser wird allein von Niclas Frohagen vorgetragen, welcher hier alle Instrumente und den Gesang übernimmt.

Gleich vornweg: Das Album ist nichts für Leute die zu Depressionen neigen. Diese würden wohl eher noch vertieft und gefestigt. Es eignet sich eher dazu, sich selbst in einen wohligen Mantel von Selbstmitleid und Trauer zu kleiden, es fängt dich auf, umschließt dich in Gänze. Auch sollte man sich in einer bestimmten Grundstimmung bewegen, damit Departure sich wahrlich entfalten kann.

Typisch für das Genre beginnt Departure mit einem 17-Minuten-Hammer. Piano und ein an Vinyl erinnerndes Knacken eröffnen Sleeping Death. In den Mix kommt nach kurzer Zeit Niclas leidender Gesang und eine passende und einfache Perkussion-Untermalung. Der Titel steigert sich immer weiter. Statt einfachen Perkussions, sind nun Drums zu hören und das Piano wird immer lauter gleichsam mit dem Gesang. Hinzu gesellt sich danach eine gezupfte Gitarre. Das ganze kumuliert nach 8 Minuten in einem Ausbruch von Zorn den man kaum noch erwarten konnte. Die gezupften Gitarren werden verzerrt und der Gesang kippt in einen Death-Rasp. Der Sturm endet erst in Minute 13, abgelöst von einer wunderschönen Lead-Gitarre. Danach wird aus dem vorhergehenden und dem zornigen Teil ein großartiger Chrous kreiert.

November Deam eröffnet ähnlich dem vorhergehenden Titel, angereichert mit einer cleanen Lead Gitarre. Die Zäsur kommt hier jedoch schneller und fällt ähnlich heftig aus: Mit Double-Bass und schnelle, an Post-Black-Metal erinnernde Gitarren. Dieser Ablauf wiederholt sich im Anschluss.

Die restlichen 3 Titel variieren das besagte noch weiter - a Beautiful Death - durchaus... Also lasset euch herab in die dunklen (un)Tiefen von Forrest of Shadows, verzagt und leidet. Doch glaubt mir, ihr werdet es nicht lieben.

Das CD-Artwork zeig eine auf halbe Breite gekürztes Bild einer offenen Tür in einer Mauer in s/w. Sehr passend. Das restliche Layout ist aber eher mittelmäßig.