Institut für Doom-Metal-Qualität

Institut für Doom-Metal-Qualität

Doom mag hier und da einem Gletscher gleich kommen und manchmal auch so unbewegt in seiner Entwicklung sein, doch die hier betrachtete Langrille inkorporiert Einflüsse aus verschiedensten Musikrichtungen zu immer wieder erstaunlichen Hörgenüssen. Widmen wir uns heute den Doomstern Messa aus Italien.

Die musikalische Leckerei die uns Messa hier zusammengebraut hat, setzt sich aus verschiedenen, schon allein, sehr guten Zutaten zusammen: Der etherale Gesang von Sara, die Walls-of-Doom von Alberto und Mark, welche sich an keine festen Grenzen halten. Egal ob Drone, Ambient oder Jazz-Einflüsse - alles ist erlaubt und erzeugt so den einzigartigen Klang von Belfry.

Der Wechsel zischen fast ambientartigen Passagen und lauten Teilen mit drückenden Gitarren und harscherem Gesang kommt dabei nicht gewollt oder unbeholfen daher. Ein Ausbruch mag hier und da vorhersehbar sein, ist aber immer dem Song untergeordnet. An mancher Stelle fallen Messa fast bis in den Bereich des Drone herunter. Doch immer ist ein Groove oder eine tragende Melodie (egal, ob nun Gesang oder Gitarre) hörbar.

Bestes Beispiel für dieses Amalgam ist Hour of the Wolf.

I believe them to be demons

They engulfed my soul

I believe to be demons

These demons conquered by world

I came back to the cliffs

They were obscure and noisy

A dead boy was lying on the ground

Jazzigere Klänge sind in Blood zu vernehmen. Hier gibt es Passagen mit Saxophon und Bläsern, eine sehr gelungene Abwechslung zu den eingelaufenen Pfaden des Doom. Es lohnt sich sehr, sich auf diese Experimente einzulassen.

New Horns ist hier viel mehr greadeaus. Es rumpelt schön los und lässt sich auch von Sarahs Gesang nicht ganz aufhalten.

Belfry in seiner Ruhe, Aggression und Verzweiflung ist ein Juwel, selten gefunden und eröffnet dem geneigten Hörer alle Facetten erst nach einigen Durchläufen. Das ist aber kein Nachteil, sondern zeigt die Qualität des Albums auf. Man darf gespannt sein was Messa noch zu bieten haben.

Das Cover zeigt den alten Kirchturm im Reschensee der Gemeinde Graun und hat eine unschöne Geschichte aus der NS-Zeit zur Ursache. Die Verlorenheit des aus dem See herausragenden Turms im s/w-Stil passt ganz ausgezeichnet zum Album.


Auf einer Exkursion ins Leipziger IlsesErika konnte sich das IfDMQ von den Live-Qualitäten der Band überzeugen. Es war ein beeindruckendes Erlebnis, die Musik auch live so mächtig und fragil zu erleben und festzustellen, was für nette Menschen hinter dieser Musik stehen. Danke noch mal an Mark für das lange und interessante Gespräch.

NWoADM ist ja ein Begriff, den das Institut für Doom-Metal-Qualität versucht zu prägen und einer der Vertreter dieser Richtung ist Spirit Adrift.

Handelte es sich zu Zeiten von Chained to Oblivion noch um das Ein-Mann-Projekt von Nate Garrett, so existiert Spirit Adrift seit der zweiten Langrille Curse of Conception als komplette Band.

Psychic Tide eröffnet das Werk mit einem schön schnarrenden Basslauf. Dazu gesellt sich zügig der per Effekt doppelt/hallige Gesang von Nate.

Das ganze bekommt, mit singenden Gitarren und immer wieder leicht vertrackten Riffs, diese endlose epische Stimmung. Der Titel wird über die 9:42 Minuten auch keine Sekunde langweilig. Dazu ist hier einfach zu viel Abwechslung für den geneigten Doom-Afficionado verpackt.

Mit diesem wunderbare Rezept wird, mit etwas Tempo-Reduktion, bei Marzanna weiter gekocht.

Im Song Form and Force kommt eine extra Schippe epischer Melodien hinzu, ohne in Langeweile oder Eintönigkeit abzuschweifen. Immer wieder ein Highlight ist Nates Gesang. Dabei brummt der Bass, einfach gehalten, aber absolut songdienlich im Hintergrund zusammen mit den Drums, die das Bett, in dem der Song sich entfalten kann, bereiten.

Der Titelsong Chained To Oblivion sieht hier im Gesang eine kleine, aber feine Veränderung: Er wird leidender und mit wütender Resignation vorgetragen. Dazu gesellen sich wunderschöne gedopplte Lead-Gitarren. Genial.

Man beginnt sich langsam zu fragen, wo die Bands diesen frischen Sound nur herbekommen. Nutzen sie doch alle "nur" schon dagewesenes und kochen auch nur mit Wasser. Doch kommt es nicht nur auf die guten und feinen Zutaten an, nein auch die Mischung muss stimmig sein.

Im letzten Titel der Langrille wird es noch mal etwas differenzierter. Es wechseln sich ruhigere Teile mit anderen heftigerer Natur ab. Ein gelungener Schlusspunkt.

Beim Coverartwork wurde ein an Mangas entlehnter Zeichenstil gewählt - in s/w mit eindrucksvollem Ergebnis und nach der EP Behind - Beyond und der Split-Single mit Khemmis wird weiteres Mal von Nate Burns bewiesen, dass gute Cover keine Farbe benötigen.